Aulhausen, den 17. November 2020.- „Die Arbeit hat sich einfach gelohnt und wird uns immer wieder durch unsere Kinder und die herausragenden Erfahrungen mit der Grundschule bewiesen“, bedankte sich Förderschulrektorin Alice Doberschütz anlässlich der Übergabe der Urkunde zur staatlichen Anerkennung der Inklusiven Grundschule der Vincenzschule Aulhausen. Zu diesem feierlichen Anlass waren unter anderem die Leiterin des Staatlichen Schulamtes, Claudia Keck, die schulfachliche Aufsichtsbeamtin Bianca Weißmann sowie Daniel Bognar, Referatsleiter im Kultusministerium, nach Aulhausen gekommen. „Uns wird heute eine große Ehre und hohe Anerkennung zuteil: Die Staatliche Anerkennung für eine Private Grundschule, die wirklich inklusiv arbeitet“, freute sich Alice Doberschütz, nach acht Jahren der staatlichen Genehmigung diese letzte Hürde genommen zu haben. „Damit wird ein Traum wahr für alle, die mit uns diese Schulform erarbeitet und für sie gekämpft haben.“
241 Seiten umfasse der Antrag, so Schulamtsleiterin Claudia Keck, mit dem die Vincenzschule sich um die staatliche Anerkennung bemüht habe. „Zwischen Seite 4 und Seite 241 liegen geballte fachliche Kompetenz, hohes Engagement, Brennen für die Sache, pädagogische Konzeptionen und viel, sehr viel Arbeit. Ich habe nicht nur den Anfang und das Ende gelesen, wie bei einem spannenden Buch, sondern mehr, weil es sich lohnt und weil sich zwischen der Seite 4 und der Seite 241 zeigt, was diese gelebte inklusive Grundschule ausmacht.“ Der gesamte Antrag sei geprägt von dem dahinterstehenden Menschenbild. „Auf jeder Seite, in jedem Unterrichtsfach und in jedem Kapitel wird für mich als Leserin sichtbar, was allen aktiven Menschen in Ihrer Schule wichtig ist: Alle Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit anzunehmen. Die Ressourcen und Stärken zu sehen, den Entwicklungsstand fortlaufend von Beginn an zu ermitteln, um somit differenziert in multiprofessionellen Teams mit diagnostischem Blick das ganze Kind in seiner Persönlichkeit wahrzunehmen und anzunehmen – es zu fordern und zu fördern.“
„Ein Husarenstück und Weg aus der Sonderschulsackgasse in fünf Akten“ überschrieb Dr. Caspar Söling, Sprecher der Geschäftsführung des privaten Schulträgers Sankt Vincenzstift gGmbH, den Weg von der Idee über Konzepterarbeitung, Finanzierungsverhandlungen, Projektarbeit und Umsetzung der Inklusiven Grundschule. „Es war nicht immer einfach“, erinnerte er. Doch das gemeinsame Eintreten für eine Überzeugung habe sich ausgezahlt. „Mein besonderer Dank gilt neben Alice Doberschütz dem Kollegium der Inklusiven Grundschule, die die Konzeption dieses inklusiven Modells entworfen und inhaltlich wie auch organisatorisch geplant haben.“ Sein Dank gehe auch an Ernst Grewatta, der als Berater die Schulentwicklung mit vorbereitet habe.
Förderschullehrerin Nadine Lang sowie Grundschullehrerin Saskia Siegmund berichteten stellvertretend für das Kollegium von der grundlegenden Motivation und Begeisterung für dieses kindgerechte Konzept, in dem umfassende inklusive pädagogische Ideen verwirklicht worden seien. An der Feierstunde konnte aufgrund von Corona nur eine begrenzte Anzahl von Gästen teilnehmen, etwa Vertreterinnen des Schulelternbeirates sowie des Fördervereins, die aus Sicht der Eltern über ihre Erfahrungen berichteten. Die Redebeiträge wurden durch Darbietungen der Schülerinnen und Schüler der Inklusiven Grundschule ergänzt, die ebenfalls "coronakonform" gestaltet wurden und viel Beifall von den Anwesenden erhielten.
„Mit der Übergabe der Urkunde wurden Jahre des Engagements und intensiver Arbeit belohnt. Die Überzeugung, dass diese Inklusive Grundschule die adäquate Form für das Lernen und Leben von Kindern mit und ohne Förderschwerpunkte ist, wurde nun offiziell staatlich anerkannt“, so Alice Doberschütz. Im Jahr 2012 waren zwei erste Klassen in die neu genehmigte Grundschule eingeschult worden - seither wurde weiterhin inhaltlich und organisatorisch intensiv gearbeitet. In den vergangenen acht Jahren wurden rund 350 Kinder in die inklusive Grundschule aufgenommen. „Die vergangenen Jahre haben eine enge Schulgemeinschaft hervorgebracht, in denen Kinder die wichtigsten Partner sind, und mit ihren Eltern und Angehörigen die Besonderheit dieser Schule ausmachen - jeder, der diese Schule besucht, bestätigt diese lebhafte Schulgemeinde. Nach dem Motto ‚Individuell fördern, gemeinsam ins Leben gehen‘.“