Geisenheim/Aulhausen, den 9. Oktober 2018.- „Mit Ende 30 habe ich Schi fahren gelernt, mit Ende 40 habe ich den Motorrad-Führererschein gemacht und mich dann gefragt, was wohl mit Ende 50 Neues auf mich zukommen wird." Jetzt weiß sie es: Dagmar Petry ist seit dem 1. Oktober 2018 Geschäftsführerin des Linden-Theaters Geisenheim. Die 56jährige Mutter von drei Kindern freut sich „etwas völlig Neues zu machen – auch wenn ich noch nicht Ende 50 bin", schmunzelt sie.
Dagmar Petry ist gespannt, was auf sie zukommt. Das fachliche Rüstzeug bringt sie auf jeden Fall schon mit: Die gelernte Bankkauffrau war lange bei der Deutschen Bank tätig und ist seit 2010 im Sankt Vincenzstift für die Debitorenbuchhaltung, die Bankbuchungen und die Spendenverwaltung zuständig. Darüber hinaus unterstützt sie beim Jahresabschluss und in der Anlagenbuchhaltung. Diese Tätigkeiten wird sie auch weiterhin ausüben. Um beide Aufgaben zu meistern, ist Kondition gefragt. Und über die verfügt Dagmar Petry: Sie hat eine Trainerausbildung beim Landessportbund absolviert und ist Übungsleitern bei der TG Hallgarten und begeisterte Motorradfahrerin.
„Ich bin sehr froh, dass Dagmar Petry diese Aufgabe übernommen hat", sagte Dr. Caspar Söling, der Sprecher der Geschäftsführung der Sankt Vincenzstift gGmbH, anlässlich ihrer offiziellen Begrüßung im Linden-Theater. „Mit ihr haben wir eine Leitung mit Herz und Verstand gefunden."
„Ich bin begeisterte Kinogängerin und hatte schon in der Schulzeit eine Verbindung zum Linden-Theater. Ich freue mich, dass ich dort jetzt mitmischen und gestalten kann", sagt die neue Geschäftsführerin. Sie folgt auf Martina Hewing, die mit der Leitung der Rheingau Werkstätten Rüdesheim auch die Geschäftsführung des Linden-Theaters aufgegeben hat.
Zum Hintergrund:
Ohne das Engagement des Sankt Vincenzstiftes hätte das Linden-Theater 2010 seine Türen endgültig geschlossen: Vor acht Jahren wollte der Pächter zum Jahresende aus Altersgründen das letzte Kino im Rheingau, das Linden-Theater in Geisenheim, aufgeben. Ein Interessent für das technisch veraltete und sanierungsbedürftige Kino war nicht zu finden. Bis sich das Sankt Vincenzstift entschloss, das Kino zu übernehmen. Ab Januar 2011 wurde das Linden-Theater ohne Betriebsunterbrechung zunächst mit der bestehenden Ausstattung weiter betrieben. Parallel stellte die Einrichtung Anträge bei unterschiedlichen potenziellen Zuwendungsgebern, etwa der Filmförderanstalt, der Aktion Mensch, bei Bund und Land, aber auch dem Landeswohlfahrtsverband. Denn ohne eine Umstellung auf Digitalisierung und eine Modernisierung hätte das Kino keine Überlebenschance gehabt. Und die Finanzierung war ohne Zuschüsse nicht denkbar.
Mitte 2011 stand fest: Die Finanzierung ist gesichert, auch mit der finanziellen Unterstützung der Stadt Geisenheim, der Stiftung St. Vincenzstift Aulhausen sowie der Josefs-Gesellschaft, in der das St. Vincenzstift Mitglied ist. Mitte Juli wurde das Kino auf digitale Technik umgestellt, im November 2012 waren Sanierung und barrierefreier Ausbau abgeschlossen.
Von Anfang an hat das Sankt Vincenzstift das Linden-Theater als inklusives Kino betrieben: Das Personal setzt sich aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen. Die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung werden eingesetzt als Kartenkontrolleure, Popcorn- und Eisverkäufer, Platzanweiser oder Reinigungskraft, sie nehmen Lieferungen entgegen oder bereiten das Kino für die nächste Vorstellung vor. Seit Gründung der Linden-Theater Geisenheim gGmbH im Juni 2011 entstehen darüber hinaus tariflich bezahlte Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung.
Das Linden-Theater versteht sich als Mainstream-Kino mit den neuesten Filmen als Hauptbasis für den wirtschaftlichen Erfolg und Programmkino an mindestens zwei Tagen in der Woche. Sonderveranstaltungen zu Jubiläen, Geburtstagen, oder als Schulergänzungsunterricht u.v.m. sind ebenfalls möglich.