Sankt Vincenzstift, Rüdesheim am Rhein

Sinneslandschaft und Rollstuhlparcours

- Studenten der Hochschule Geisenheim entwickeln Konzeptideen zur Landschaftsgestaltung des Vincenzparks

- Ausflug mit Bewohnern des Sankt Vincenzstifts und Besuch der mobilen Fachstelle für Inklusion unterstützen die Ideenfindung

Aulhausen, den 27. Juni 2017.- In enger Zusammenarbeit mit Bewohnern und Mitarbeitern des Sankt Vincenzstifts entwerfen Studenten der Fachrichtung Landschaftsgestaltung der Hochschule Geisenheim derzeit Ideenkonzepte, wie die Außenanlage im Vincenzpark künftig aussehen könnte. Das Augenmerk liegt dabei immer auf den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen mit Beeinträchtigung. Um einen Eindruck von diesen Bedürfnissen zu bekommen sowie praktische Anregungen zu erhalten, besuchten Studenten und Bewohner des Sankt Vincenzstifts gemeinsam Schloss Freudenberg in Wiesbaden. Theoretisches Hintergrundwissen und einen ganz persönlichen Einblick erhielten die Studenten zudem bei einem Besuch der mobilen Fachstelle Inklusion im Vincenzpark.

 

Die Besucher aus der Hochschule Geisenheim und aus dem Sankt Vincenzstift ließen sich nicht lange bitten – beherzt zogen sie ihre Schuhe und Strümpfe aus, dann ging es los: über Stock und Stein, durch Wald und Wiese. Neugierig erkundeten sie den Barfußpfad im Garten von Schloss Freudenberg. An Stellen, die Balance oder Kletter-Können voraussetzen, stützten sich alle gegenseitig. Wer fragte, bekam sofort helfende Hände entgegengestreckt. Gemeinsam liefen die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen über die verschiedenen Untergründe und entdeckten dabei immer wieder Neues. „Das fühlt sich lustig an", lachte eine Bewohnerin aus dem Sankt Vincenzstift, als sie mit bloßen Füßen über die wechselnden Bodenbeläge lief.

 

Und die Sinneslandschaft hatte noch viel mehr zu bieten: verschiedene Angebote, wie ein riesengroßes Klangspiel, eine „Gitarre" oder auch ein Balancierbaum, forderten die Sinne und den Zusammenhalt der Gruppe heraus. Für große Freude sorgte auch eine Drehscheibe: Alle Gruppenmitglieder konnten gemeinsam auf der Scheibe stehen und sie in Teamarbeit durch Verlagerung ihres Gewichtes unterschiedlich ausrichten. Eine spannende Aufgabe, die Mut und Vertrauen verlangte – da war Teamgeist gefragt!

 

Beim gemeinsamen Ausprobieren, Ertasten und Erleben entwickelten die Studenten schnell ein Gespür dafür, was den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Spaß macht, aber auch, welche Angebote bei bestimmten körperlichen Beeinträchtigungen ungeeignet sind.

 

Ergänzend zu den Erlebnissen in Schloss Freudenberg lieferte ein Besuch der mobilen Fachstelle für Inklusion noch einmal einen anderen Blickwinkel: Mithilfe von Simulationsbrillen und einem geriatrischen Anzug konnten die Studenten sich bis zu einem gewissen Grad in Menschen mit Beeinträchtigung hineinfühlen. Sie konnten die Welt aus Sicht eines Menschen mit Grauem Star sehen und am eigenen Körper erfahren, wie sich Bewegungsabläufe ändern, wenn Gelenke steif sind.

 

Mit dem Simulationsanzug am Körper wurde ein Hindernisparcours, den die jungen Erwachsenen vorher mühelos durchlaufen hatten, zu einem schwer überwindbaren Hindernis. Und auch die Treppen ließen sich im Rollstuhl plötzlich nicht mehr eigenständig bewältigen. Mit vereinter Kraft und Tipps vom Fachmann hievten die Studenten ihre Kommilitonen in den Rollstühlen treppauf. „Das so direkt am eigenen Körper zu erleben ist ganz anders, als es in der Theorie zu hören. Das gibt noch mal ein viel besseres Verständnis", resümierte einer der Studenten die Erlebnisse.

 

Ziel der beiden Exkursionen war es, sich gegenseitig besser kennenzulernen und eine Idee davon zu bekommen, welche Vielfalt an Möglichkeiten und Bedarfen es für die Neugestaltung des Außengeländes im Vincenzpark gibt. In den kommenden Tagen werden die Studenten ihre Ideenkonzepte nun im Rahmen ihres Hochschulseminars vorstellen.

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